1. 1 Forschungsproblematik im Kontext Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die wissenschaftliche und zu einem späteren Zeitpunkt auch die politische und öffentliche Auseinandersetzung um Europa, von âgroÃen Themenâ geprägt, die nach dem âWesenâ, der Legitimität und Finalität der EU fragten. Vor diesem Hintergrund kam die Frage nach einer europäischen (politischen) Identität auf, die für die Legitimität eines politischen Europas als zunehmend notwendig erachtet wurde. Fast ze- gleich rückten die sozio-ökonomischen Auswirkungen des fortschreitenden Integratio- prozesses ins Blickfeld der Debatten. Ausgehend von der Feststellung, dass durch den - ropäischen Integrationsprozess die sozialpolitischen Handlungsfähigkeiten der Nation- staaten eingeschränkt würden, entfachte die Diskussion um ein âsoziales Europaâ. Das Scharnier dieser beiden Debattenstränge bildet die Hypothese, dass ein âsoziales Europaâ die Herausbildung einer europäischen politischen Identität befördere und damit die Legi- mität und Stabilität der EU stärken würde. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, was unter einer âpolitischen europäischen Identitätâ verstanden werden kann, was mit einem âsoz- len Europaâ gemeint ist und nicht zuletzt auch wie diese beiden Konzeptionen miteinander in Beziehung stehen. Die folgende Untersuchung strebt sowohl eine theoretis- konzeptionelle Klärung als auch eine empirische Prüfung dieser Fragen an. Im einleitenden Ãberblick wird zunächst der grobe Forschungskontext umrissen, daran anschlieÃend werden sowohl Forschungsgegenstand als auch relevante Schlüsselkonzepte kurz vorgestellt, um abschlieÃend das methodische Vorgehen und den Aufbau der Arbeit darzulegen. Die EU als Problemlösung und Problemgenerierung Unterden Bedingungen verschärfter globaler Konkurrenz hat sich die Einsicht der poli- schen Akteure in die Notwendigkeit einer vertieften europäischen Integration verstärkt.